Argumentationsstrukturen

Der Blick über den Tellerrand hat sich in der Vergangenheit für mich immer bewährt, um das eigene Tun besser einordnen zu können. Und genauso wie die Spackeria jetzt gegen das traditionelle Datenschutzverständnis argumentiert, haben wir in den vergangenen Tagen, Wochen, Monaten und sogar Jahren diverse gesellschaftliche und netzpolitische Themen kontrovers diskutiert. Betrachten wir also mal einige vergangene (oder sogar noch aktuelle) Argumentationsstrukturen.

DRM

Es gab hier im Blog dazu ja schonmal einen Text, daher nur kurz: Um ihre Rechte an ihrem „geistigen Eigentum“ zu schützen, setzt die Content-Industrie auf technische Maßnahmen um unberechtigte Verwendung der Inhalte (Videos, Musik, Videospiele etc) zu unterbinden. Leider machen diese Technologien es vor allem den ehrlichen Kunden schwer, die sich mit Anti-Kopier-Propaganda Filmchen statt des gewünschten Blockbusters oder mit nicht funktionierenden Spielen herumärgern müssen.

Die Kritikpunkte gegen DRM, sind von der FSF (Free Software Foundation) schon zur Genüge ausgearbeitet worden, sie lassen sich im Wesentlichen auf das folgende Zitat von Bruce Schneier reduzieren: „making bits harder to copy is like making water that’s less wet [quelle]“. Die Argumente sind also:

  • Die Technologie bzw. der Mechanismus zum Erreichen des Ziels ist trivial zu umgehen. 
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus ist nicht zum Erreichen des des Ziels geeignet.
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus haben unerwünschte negative Seiteneffekte.

JMStV

Beim JugendMedienschutz-StaatsVertrag ging es darum, Anbieter von Inhalten im Internet dazu zu zwingen, ihre Inhalte bezüglich ihrer Eignung für Altersgruppen zu klassifizieren und den Zugriff auf bestimmte Inhalte zu festgelegten „Sende-„Zeiten zu unterbinden („Internet-Inhalte ab 18 nicht vor 23 Uhr“).

Auch hier finden sich diverse Kritikpunkte gegen den (später dann auch abgelehnten) Staatsvertragsentwurf, so stellte Alvar Freude vom AK Zensur beispielsweise fest, dass das Umgehen der Schutzprogramme – Zitat – „trivial“ sei. Auch in einer Stellungnahme des AK Zensur trug Alvar Freude einige weitere Argumente gegen den JMStV zusammen, dieser: „stärkt nicht den Jugendschutz“, „schafft unkalkulierbare Risiken beispielsweise für Blogger und innovative Projekte im Web 2.0“ und „richtet insgesamt mehr Schaden als Nutzen an“. Die Argumente gegen den JMStV waren also:

  • Die Technologie bzw. der Mechanismus zum Erreichen des Ziels ist trivial zu umgehen. 
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus ist nicht zum Erreichen des des Ziels geeignet.
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus haben unerwünschte negative Seiteneffekte.

„Zensursula“

Als Ursula von der Leyen noch Familienministerin der Bundesrepublik war, hatte sie die „brilliante“ Idee des Stoppschildes gegen Kinderpronographische Inhalte. Auf DNS Ebene sollten „kinderpornographische Inhalte“ auf eine Stoppseite umgeleitet werden, um Pädophilen den Zugriff auf solche Inhalte zu unterbinden.

„Das Internet“ hatte für einige Tage viel Spaß damit, zu demonstrieren, wie kaputt das vorgeschlagene Konzept war: Das Filtern auf DNS Ebene ist durch den Wechsel zu einem anderen DNS Server, der diese Filterung nicht „unterstützt“, völlig trivial umgehbar, durch das Umleiten von einigen Webseiten werden keineswegs weniger Kinder missbraucht und deren (Schutz-)Rechte (als Opfer) auch nicht umgesetzt (weil die Inhalte weiterhin im Netz auffindbar sind). Schließlich ist die vorgeschlagene Sperrliste, auf die ohne juristische Kontrolle Inhalte gesetzt werden können, ein perfektes Einfallstor für die Etablierung weitgehender Internetzensurmaßnahmen. Die Argumente waren also:

  • Die Technologie bzw. der Mechanismus zum Erreichen des Ziels ist trivial zu umgehen. 
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus ist nicht zum Erreichen des des Ziels geeignet.
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus haben unerwünschte negative Seiteneffekte.

Atomenergie

Schließen wir die Betrachtung an dieser Stelle also mit einem etwas aktuelleren Beispiel ab: Der Atomenergie. Über viele Jahre hinweg wurde von Seiten der Energieversorger immer wieder betont, dass ohne die bestehenden Atomkraftwerke in Deutschland nachts die Lichter ausbleiben müssten. Auch konservative Politiker wurden nicht müde, die Atomenergie immer wieder als „Brückentechnologie“ und „alternativlos“ darzustellen.

Nach Fukushima ist allerdings vielen Menschen wieder deutlich geworden, was Atomkraftgegner schon seit vielen Jahren sagen: Atomenerge produziert nicht nur widerlichen Abfall mit dem wir nicht umzugehen wissen, sondern ist vor allem nicht beherrschbar, gerade, wenn Dinge nicht mehr glatt laufen. Des weiteren hält Atomenergie bzw. halten die Atomkraftwerksbetreiber aus ökonomischen Gründen Anstrengungen zum Ersetzen der profitablen (da subventionierten) Atomkraftwerke möglichst klein, stehen also einem möglichen umweltschonenderen Fortschritt im Weg. Argumente zusammengefasst:

  • Die Technologie bzw. der Mechanismus haben unerwünschte negative Seiteneffekte.
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus steht einer positiven Weiterentwicklung im Weg.
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus sind nicht mehr kontrollierbar.

Spackeria

Vergleichen wir nun doch mal die oben beschriebenen, vom Mainstream akzeptierten, Argumente mit den Argumenten, die die Spackeria gegen den traditionellen Datenschutz vorbringt:

  • Die Technologie bzw. der Mechanismus zum Erreichen des Ziels ist trivial zu umgehen.
    • der vielzitierte „Kontrollverlust“
    • Ohne Überwachungsstaat kann ich den totalen Datenschutz nicht gewährleisten
    • wenn meine Daten einmal aus meiner Hand sind, dann habe ich keine Kontrolle mehr, d.h. ein nicht vollständiger Datenschutz ist de facto unwirksam
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus ist nicht zum Erreichen des des Ziels geeignet.
    • Datenschutz ist Mechanismus, der keineswegs zwingend das Ziel der Privatsphäre erreicht (vgl diesen Blogpost)
    • das Ziel und der Mechanismus werden in der Debatte vermischt, daher wird ein falsches, datenbezogenes Ziel anstatt des eigentlichen gesetzt
  • Die Technologie bzw. der Mechanismus haben unerwünschte negative Seiteneffekte.
    • Nichtmal Datenschutzexperten sind noch in der Lage, datenschutzkonform Webangebote zu betreiben (vgl hier)

Warum reagiert der datenschützende Mainstream nun mit einem solchen Beißreflex auf Argumentationsstrukturen, mit der man sich oft selbst zuvor gegen problematische Entwicklungen gestellt hat? Nur weil es um ein „wichtiges Gut“ geht? Das ist genau die Argumentation der Zensursula: „Hier geht es um Kinder, da könnt ihr nicht wiedersprechen“.

Die Probleme, die die Spackeria aufgezeigt hat, zu lösen sollte unser aller Aufgabe sein, nicht den Überbringer der schlechten Nachricht (die Spackeria) als Person anzugreifen oder auf dem bestehenden Dogma zu beharren und Kritik zu ignorieren.

Über tante

Sociotechnologist, writer and speaker working on tech and its social impact. Communist. Feminist. Antifascist. Luddite.
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18 Antworten zu Argumentationsstrukturen

  1. Stefan schreibt:

    DRM wird in den genannten Beispielen dazu genutzt, um bestimmte Gesetze zu enforcen. DRM ist peinlich, zum scheitern verurteilt und nervt letztlich nur den legalen Nutzer. Kurzum: Ich will kein DRM. Aber: Auch ohne DRM wird das Kopieren von Filmen und Computerspielen nicht legaler.
    Auf der anderen Seite könnte mich an keinen Datenschützer erinnern, der DRM und/oder einen Überwachungsstaat zur technischen Durchsetzung von Datenschutzgesetzen fordert…

    • tante schreibt:

      Du hast völlig Recht, DRM ist ein Werkzeug zum erreichen eines bestimmten Verhaltens. Genauso wie Datenschutz ein Werkzeug zum erreichen und sichern der Privatsphäre sein soll. Beide Werkzeuge sind nur ungeeignet (aus ähnlichen Gründen).

      Denk das mal zuende: Wir haben strenge Datenschutzgesetze und wollen deren Umsetzung auch durchsetzen. Nun kann ich aber ja Daten kopieren ohne die Originale zu verändern, um also sicherzustellen, dass niemand meine für einen bestimmten Zweck bereitgestellten Daten zweckentfremded muss ich alle Menschen überwachen. Ist eine ganz einfache Konsequenz.

      • Stefan schreibt:

        Falsch. Nicht DRM, sondern die Urheberrechtsgesetze sind das Mittel zum Erreichen eines bestimmten Verhaltens.

        Auch Dein Weiterdenken ist nicht korrekt: Gesetze müssen nicht durch totale Überwachung funktionieren; ein in Rechtsstaaten gesetzter Standard ist die Folge Anzeige – Strafermittlung – Verurteilung. Deiner Argumentation nach bräuchten wir die Totalüberwachung auch, um Mord und Totschlag zu verhindern – oder sollte man umgekehrt Deiner Meinung nach Mord legalisieren, weil man es im Falle eines Falles eh‘ nicht technisch verhindern kann?

  2. LFalkenburg schreibt:

    „Die Probleme, die die Spackeria aufgezeigt hat, zu lösen sollte unser aller Aufgabe sein, nicht den Überbringer der schlechten Nachricht (die Spackeria) als Person anzugreifen oder auf dem bestehenden Dogma zu beharren und Kritik zu ignorieren. “

    Aha! Warum provoziert dann die Spackeria so gerne oder argumentiert häufig absichtlich verkürtzt? Wenn Ihr an einem konstruktiven Dialog interessiert wärd hättet Ihr wahrscheinlich anders gehandelt – aber vielleicht will man nun auch ein wenig zurück rudern, weil auffällt, dass man so die gesetzten Ziele nicht erreicht – dazu wäre vielleicht eine allgemeine Entschuldigung angebracht….

    • tante schreibt:

      Wenn wir nich an konstruktiven Dialog interessiert wären, hätten wir hier keine Kommentarfunktion.

      Gerudert wird hier auch nicht, ich habe nur, Wissenschaftler der ich bin, in der bestehenden Literatur nach vergleichbaren Sachverhalten gesucht. Durch den Vergleich wurde deutlich, dass unsere Argumentationsstruktur analog zu schon bestehenden und akzeptierten Argumentationsstrukturen läuft, somit ließ sich einfach schliessen, dass Kritik an unseren Thesen nicht inhaltlich-rational begründet wird, sondern andere Aspekte eine gewichtige Rolle spielen (ich persönlich tippe da wie beschrieben auf Dogmatik).

      Und entschuldigen? Wofür denn bitte? Dafür, dass Menschen ihre Zeit aufwenden um Kritik gegen ein gesellschaftliches Dogma zu formulieren und zu sehen, wie es weitergehen kann? Dafür, dass dieselben Menschen teilweise aufs schäbigste persönlich angegriffen werden? Dafür, dass vielen die Botschaft, die sich aus der Datenschutzkritik ergibt, nicht schmeckt?

  3. Harleqin schreibt:

    Ich finde die Zusammenfassung gut, aber mit dem letzten „Beispiel“ schießt ihr euch selber in den Fuß. Wie man schon an der Umformulierung des zweiten Prinzips sieht, ist es nicht so einfach, diese Frage unter dieselben Prinzipien zu subsumieren — selbst wenn man an die Dämonizität der Atomkraft glaubt.

    Die Energiefrage ist primär eine danach, durch ihre Erzeugung möglichst wenige Menschen zu schädigen. Folgende Aspekte der Energieerzeugung aus Atomkraft schädigen Menschen: Arbeitsunfälle (weit überwiegend nicht strahlungsbedingt) beim Bau, Betrieb und Rückbau der Kraftwerke; Arbeitsunfälle (weit überwiegend nicht strahlungsbedingt) beim Abbau und Transport von Brennmaterial; Emissionen im Normalbetrieb; Emissionen bei Unfällen; Emissionen aus Lagern. Diese Schädigungen sind ermittelbar, und das hat man auch getan. Insgesamt kommen durch Atomkraft 0,07 Menschen pro produzierter Terawattstunde um (1 TWh ist die Energiemenge, die ein 1 GW-Kraftwerk in etwa 3 Monaten produziert). Zum Vergleich: fossile Brennstoffe erzeugen 13-130 Tote pro TWh. Womit wollen Sie also die Lücken, die bis „100% Erneuerbare“ bestehen, füllen?

    Daß Atomkraftwerke irgendwie den Erneuerbaren im Weg stehen, stimmt auch nicht. Das ist eher die Weigerung, Speicherkraftwerke zu bauen, die man bei „100% Erneuerbare“ doch eh bräuchte — der Gedanke dahinter scheint zu sein, daß man sonst ein „Argument“ gegen Atomkraftwerke verliert.

    • tante schreibt:

      Es ging auch gar nicht primär um AKWs, die Diskussion führt man wohl auch am besten nicht hier 🙂

      Worum es nur ging war die Ähnlichkeit der Argumentationen, die ich oft gefunden habe (selbstverständlich gibt es auch andere, sonst wären die Dinger ja schon länger weg).

      Du hast allerdings Recht damit, dass es nicht das beste Beispiel ist, „Zensursula“ ist da in jedem Falle noch treffender.

  4. Pingback: Aktuelles 21. April 2011

  5. M. R. Genz schreibt:

    Liebe Spackos, gegen Anglizismen habe ich ja gar nichts, aber bitte keine Scheinanglizismen und Deppenübersetzungen. Es gibt keine „Seiteneffekte“. „Side effect“ heißt auf deutsch „Nebenwirkung“ oder „Begleiterscheinung“. Das mag spitzfindig wirken, aber es versaut die Wirkung eures Textes. Ja, wirklich.

    • tante schreibt:

      Sorry, aber im deutschen Informatikersprachgebrauch findet sich der Begriff Seiteneffekt durchaus, ist also wohl einfach meine Berufskrankheit, ich bitte darüber hinwegzusehen.

      • M. R. Genz schreibt:

        Naja, dem deutschen Informatikersprachgebrauch haben wir es wohl auch zu verdanken, dass das engl. „password“ mit „Passwort“ übersetzt wurde und „driver“ mit „Treiber“. Klingt halt so ähnlich, also muss es richtig sein. Aber na gut, das ist hier nicht das Thema.

        Trotzdem aber noch was zur Rhetorik: Lass‘ doch das Wort „Beissreflex“ weg, wenn Du nicht wie ein Heise-Foren-Troll klingen willst.

        • tante schreibt:

          Du kannst Dir vorstellen, wie ich zusammenzuckte, als ich das erste Mal den Begriff „Performanz“ statt Leistung hörte …

          Danke für Deine stilistischen Hinweise, ich werde in Zukunft bei meiner Wortwahl mehr Mühe geben, manchmal braucht man etwas äusseres Feedback, um eingeschliffene Formulierungen zu reflektieren und ggfls. zu vermeiden.

  6. frank schreibt:

    Beim „Datenschutz“ geht es nicht darum, Daten zu schützen. Daher ist es auch unsinnig, auf die „Datenschützer“ zu schimpfen. Schimpft doch lieber mal auf die Leute, die sich um die Wahrung von Persönlichkeitsrechten kümmern. Oder die sich bemühen, den illegalen Adresshandel einzudämmen. Oder die Firmen rüffeln, die auf der Mitarbeitertoilette Kameras installieren.

  7. LeV schreibt:

    Ich kenne eine schöne Fabel. Sie handelt von einem Esel, der sich total damit abplacken muß, riesige Salzsäcke zu schleppen. Als er an eine Furt kommt, steht dort ein Pferd, das meint: „Du dummer Esel, wirf dich doch ins Wasser, das Salz wird sich auflösen und du bist die schweren Säcke los!“ Gesagt, getan. Ein paar Wochen später muß der arme Esel Baumwolle schleppen. Wieder kommt er an die Furt und erinnert sich an die Worte des Pferdes. Der Esel stürzt sich also – von seiner Schläue überzeugt – in die Fluten, nur um festzustellen, dass sich die Baumwolle mit Wasser vollsaugt und danach noch schwerer ist.

    Soll heißen: Ein Argument ist nicht aus sich selbst heraus logisch und überzeugend, sondern wird es erst durch seine Relation zum Bezugspunkt. Ich finde es auch nicht logisch, Mord zu legalisieren, nur weil uns die Werkzeuge fehlen, ihn zu verhindern. Beim Datenschutz geht es m.E. darum, Individuen eine Rechtsgrundlage zu geben, auf deren Basis sie sich gegen Datenmißbrauch wehren können. Um das sinnvoll und wünschenswert zu finden, muß man natürlich auch an die Möglichkeit des Datenmißbrauchs glauben. Genau das tun „die post-privacy Spackos“ aber m.E. nicht.

  8. Merovius schreibt:

    „Die Technologie bzw. der Mechanismus zum Erreichen des Ziels ist trivial zu umgehen.“

    Tut mir leid, aber das ist in Bezug auf geforderte Datenschutzmaßnahmen schlicht gelogen. Das trifft vielleicht auf bescheuerte Brett-vorm-Kopp-Radiergummi-Lösungen zu, aber der Einbruch in einen Server bei facebook, google oder Twitter ist schlicht und ergreifend nichttrivial, genau das gleiche gilt für einen Einbruch auf mein Notebook, mein Telefon oder in mein Haus. Es ist möglich, ja und man sollte nicht glauben, dass die Daten sicher sind. Aber man sollte trotzdem von facebook, Twitter, google und sonstwem verlangen, diese Daten so sicher wie möglich zu halten.

    Und was die von-der-Leyensche Rhetorik angeht: Im Analogon scheint ihr dann auch zu wollen, dass dokumentierter Kindsmißbrauch legalisiert wird? Oder – verzeihung – ergebnisoffen darüber nachdenken, ob es weiterhin verboten sein soll, Sex mit Kindern zu haben und zu filmen? Das ist ja schließlich eure Argumentation, Datenschutz lässt sich im Netz nicht durchsetzen, also denken wir doch mal Ergebnisoffen darüber nach, ob das Konzept noch Sinn macht.

    Auch das Wort „Beißreflex“ ist völlig polemisiert und unangebracht. Es ist auch kein Beißreflex, gegen Zensursula anzuargumentieren. Es ist leicht sich in der Opferrolle zu sehen und die dann durch solche Begriffe festigen zu wollen, aber eigentlich eher arm. Was ihr begreifen müsst, und was euch offenbar nicht klar ist, ist, dass ihr eine klare Bedrohung für Datenschutzbemühungen darstellt. Ihr denkt eben nicht „einfach nur nach“, ihr macht eine Webseite auf und gründet eine Bewegung, dadurch politisiert ihr euch. Ihr habt euch zusammengeschlossen um unser Grundrecht auf Datenschutz anzugreifen (und ja, mir ist bewusst, dass das stark subjektiv aus meinem Bezugssystem formuliert ist). Und dann müsst ihr euch Angriffe auf eure politischen Positionen von Menschen, die sie für gefährlich halten eben gefallen lassen.

    Achja und spätestens seitdem ihr informationelle Selbstbestimmung (ein verbrieftes Grundrecht, Teil der Menschenwürde und damit auf einer ähnlichen Höhe zu sehen wie das Recht, sich bekleiden zu dürfen) als Gedankenverbrechen betitelt habt (ja, ihr als Bewegung, nein „nicht ich, sondern der da“ zählt nicht, siehe auch oben), habt ihr in meinen Augen erstmal jeglichen Anspruch auf Augenhöhe in der Debatte verloren. Dass weiterhin wenig bis nichts hinter euren Gedanken zu stehen scheint, macht es dann lediglich nicht besser.

  9. Pingback: Fundsachen 28.04.2011 | Verzeitlichung

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