Wer hat Dich verraten?

Bei einem Festival in Großbritannien (Glastonbury Festival of Contemporary Performing Arts) hatte ein Telekommunikationsanbieter (Orange UK) ein hochauflösendes Foto des Publikums gemacht. Auf diesem Foto können Menschen sich oder ihre Facebook „Freunde“ markieren und das ganze dann zu Facebook weiterleiten. Nun regt man sich auf oder spricht sogar fälschlicherweise von „Gesichtserkennung„.

Ich habe zuerst gar nicht genau verstanden, was das Problem sein sollte.

  • die Fotoaufnahme wurde angekündigt (weshalb sich auch einige Menschen wegdrehen, um nicht sichtbar zu sein)
  • wenn man wen anderes taggt dann muss man das auch auf seine/ihre „Wall“ posten
  • man kann den Tag durch eMail-Anfrage entfernen lassen (das hätte sicherlich einfacher machbar sein können)

Aber es scheint wirklich viele Menschen zu irritieren, dass sie auf einmal in der Öffentlichkeit (und nichts anderes ist der Bereich vor der Bühne auf einem derart großen Festival) identifizierbar sind. Zu Zeiten als Fotos noch mit überschaubaren Pixelzahlen auftrumpften und man nicht bis aufs letzte Pickelchen der Personen in der letzten Reihe heranzoomen konnte entstand dieses Problem nicht: Jeder hätte ja jeder da auf dem Bild sein können. Heute ist das Gesicht hingegen in einem Detailgrad aufgelöst, der es erlaubt, die Farbe des Lippenstifts oder der Augen präzise abzulesen.

ÜBERWACHUNG! 1984! Brüllen da die Datenschützer und übersehen dabei, dass Orange UK bzw. deren Werbeagentur keineswegs automatisch Personen auf dem Foto markiert: Wer Euch da „verrät“, sind Eure selbstgewählten Freunde! Die Menschen, denen ihr vertraut!

Wie schonmal beschrieben bietet Euch der Datenschutz und die zugrundeliegende Ideologie keinen Schutz gegenüber Euren Freunden: Wenn ihr Euren Freunden ein Geheimnis erzählt, dann müsst ihr darauf Vertrauen, dass die Person „dicht hält“. Die Bildung dieses nuancierten Web-of-Trust war schon immer (schon vorm Web, vor der Erfindung des Buchdrucks und sogar der Schrift selbst) schwierig: Welchen Personen kann ich wie stark vertrauen?
Wenn ihr also bei Facebook oder sonstwo Menschen in Euren Freundeszirkel holt, denen ihr nicht vertraut, dann habt ihr selbst an der Stelle etwas verbockt und Orange UK hat sich in der Hinsicht völlig OK verhalten: Man kann nicht beliebige Personen taggen sondern nur Menschen, die in eine Freundschaft eingewilligt haben.

Ganz platt gesagt: Ihr habt den „Verrat“ durch Eure „Freunde“ ganz bewusst durch bestätigen der Freundesanfrage gewollt.

(sofakissen’s rant „Aber da muss man doch was gegen tun!“ ist in diesem Kontext auch sehr lesenswert)

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