IP-Adressen: Teufelszeug oder harmlos? Ein datenschutzkritischer Dreiteiler – Teil 3: IPv6

Nach Teil 1 („Motivation“) und Teil 2 („Vorschlag“) habe ich immer noch den abschließenden Teil 3 meiner Miniserie offen, der sich mit IPv6 beschäftigen sollte. Bisher fand ich allerdings keinen passenden „Ansatz“ um das Thema  greifen zu können. Inzwischen ist mir Lutz Donnerhacke mit einem wunderbaren Artikel zuvorgekommen, der mir den dritten Teil letztlich erspart und auf den ich dann schlicht verweisen möchte.

Lutz Donnerhacke spannt in seinem Beitrag einen lesenswerten Bogen von der Historie technischer Kommunikationsmittel wie Telefon und Brief zum Internet, der darauf basierenden Umsetzung von Datenschutz in der „Prä-Internet“-Zeit, dem Mythos „Dynamische IP“, einer Erklärung von IPv6 bis hin zu einer Vision in der, im Gegensatz zu der von Datenschützern teilweise als Allheilmittel propagierten Dynamisierung von IP-Adresszuweisungen, statische IP-Adressen zusammen mit einem mündigen Bürger für eine tatsächliche Stärkung des Datenschutzes und der Durchsetzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung sorgen können.

Er konstatiert zunächst schonungslos ehrlich und völlig zu Recht:

Die hart erkämpfte datenschutzrechtliche Forderung nach anonymer  oder zumindest pseudonymer Kommunikation  – wie sie ins IuKDG eingegangen ist – ist also technische Illusion .

entzaubert dann insbesondere den Mythos „Dynamische IP“ und erklärt, das für die dynamische Vergabe von IP-Adressen bei früher üblichen Einwahlverbindungen eben nicht der Datenschutz, sondern schlicht wirtschaftliche Gründe dafür ausschlaggebend waren, und lediglich „geschicktes Marketing“ dafür sorgte, das alle Welt heute dynamische IP-Adreßvergabe geil findet und Datenschützer daher auf dieser „dynamischen Bühne“ letztlich nur jede Woche eine neue Folge in der Datenschutztheater-Soap vorführen.

Er endet mit dem Vorschlag und der Vision, das mit IPv6 gerade statische IP-Adressen für ein Mehr an echtem Datenschutz und informationeller Selbstbestimmung sorgen könnten, da man so seine Daten eben viel besser unter eigener Kontrolle haben kann als dies beim Ablegen in zentralen Netzdiensten der Fall möglich ist, womit sich der Kreis zur Ende-zu-Ende-Kommunikation per Telefon vom Beginn des Artikels schließt. Dies erfordert aber ein komplettes Umdenken im Hinblick auf „Datenschutz im Internet“ notwendig, auch und insbesondere von Seiten der Datenschützer, die erkennen müssen, das die Werkzeuge der 80er Jahre des letzten Jahrtausends nicht mehr funktionieren.

Bleibt zu hoffen, das Beiträge wie der von Lutz Donnerhacke zu diesem Umdenken führen. Das es so wie bisher auf Dauer nicht weiter gehen kann ohne das Netz kaputt zu regulieren, nun, das ist der Grund warum es dieses Blog und die Datenschutzkritische Spackeria gibt.

Den kompetten Artikel gibt es hier: http://www.iks-jena.de/ger/Blog/IPv6-und-der-Datenschutz

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Über Klaus Peukert

Klaus Peukert, 37 Jahre, verheiratet, Vater eines Sohnes, arbeitet und lebt in Leipzig. Neben Familie und Beruf ist er auf den Fußballplätzen Leipzigs als Schiedsrichter und -beobachter unterwegs. Er interessiert sich für die Weiterentwicklung der Demokratie mit den Werkzeugen des 21. Jahrhunderts und die Herausforderungen des Datenschutzes in einer vernetzten Welt.
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8 Antworten zu IP-Adressen: Teufelszeug oder harmlos? Ein datenschutzkritischer Dreiteiler – Teil 3: IPv6

  1. Pingback: IP-Adressen: Teufelszeug oder harmlos? Ein datenschutzkritischer Dreiteiler – Teil 3: IPv6 » Gelassenheit durch Kompetenz

  2. Tuttle schreibt:

    Lutz Artikel beschreibt genau den Standpunkt des AK Vorratsdatenspeicherung: Der Nutzer entscheidet, ob statische oder dynamische IP Adressen verwendet werden sollen, weil beides in bestimmten Situationen (Datenschutz-)Vorteile bringt. http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/IPv6

  3. -phil schreibt:

    Fieser Kobold :-/

    Nach wie vor ist die MAC-Adresse jedes Interface auf Lebenszeit statisch, eine Datenschutzdiskussion zwecks dynamischer/statischer IP-Adressen demnach mE obsolet.

    • Grumbel schreibt:

      Das Internet funktioniert via IPv4-Adressen, nicht MAC-Adressen, letztere verlassen das lokale LAN. Bei IPv6 gab es das Problem das die MAC-Adressen, als Teil der IPv6 Adresse ins Internet leaken würden, dass Problem ist aber durch die Privacy Extension gelöst.

  4. Stefan schreibt:

    Der Beitrag ist falsch wiedergegeben. Es erfordert KEIN Umdenken im Hinblick auf „Datenschutz im Internet“, sondern Lutz Donnerhacke bechreibt wie man mit IPv6 und DEZENTRALE NETZWERKE mehr DATENSCHUTZ und die KONTROLLE erhält.

    Er beschreibt das man seine Privaten Daten auf dem eigenen Rechner/Server speichert und so die alleinige Kontrolle über die Daten behält. Soziale Netzwerke stellen dann nur noch die „Linklisten und URL-Verweise der Mitglieder“ bereit.

    Das ist ein richtiger Schritt Richtung echtem Datenschutz. Dezentrale Netzwerke. Der Nutzer behält die alleinige Kontrolle über seine Daten..

    P.S. Das ist schon der xx. Beitrag von der Spackeria der voller Fehlinformationen ist.

    • Klaus Peukert schreibt:

      Ja, und dieses mehr an Datenschutz, durch dezentrale und in Eigenregie betriebene Dienste wird dadurch möglich, das Leuten *statische* und *feste* IP-Adressen zugewiesen sind, damit solche Dienste auch ohne zentrale DBs wie DNS o.ä funktionieren. Und das ist beinahe sogar des Pudels Kern der ganzen Artikelreihe: (Feste) IP-Adressen. Sind. Nicht. Böse. Auch und erst recht nicht mit IPv6.

      Blöderweise sehen das handelsübliche Datenschützer und Organisationen wie AK Vorrat oder der CCC etwas anders und fordern eine (Zwangs)-Dynamisierung der Vergabe von IP-Adressen, weil das ja so toll vor Tracking durch Facebook schützen tun soll. Das es das nicht tut, und das man durch den „Verlust“ des Schutzes von dynamischen IPs ein Vielfaches an Schutz durch feste IPs gewinnt, diese Erkenntnis hat sich leider noch nicht breit durchgesetzt.

  5. Stefan schreibt:

    Auch nicht ganz richtig.

    Wer als „einfacher“ Nutzer Soziale Netzwerke verwendet, ist besser mit
    einer Dynamischen IP-Adresse die regelmäßig (alle 24 Std.) wechselt.

    Das fordern Datenschützer von den Providern.
    Die Vergabe dynamischer Adressen trotz IPv6.

    Damit stellt man **einen Teil der Anonymität** wieder her, da man sich den
    Trackern weitgehends enziehen kann.

    Ein Seitenbetreiber kann heute meine IP speichern, erkennt mich aber am nächsten Tag nicht mehr, da ich eine neue IP habe. Für den Betreiber bin ich damit ein neuer Besucher (Browserkennung, Login, Cookies etc. mal nicht beachtet).

    ———————————–

    Wer nun den „Sozialen Netzwerken“ keine Daten geben möchte, kann sich
    eine feste IP-Adresse zuweisen und sein eigenes Netzwerk zur Verfügung
    stellen. Der Datenschutz wird durch das Dezentrale Netzwerk massiv
    gestärkt, andererseits macht man sich beim „Surfen“ im Web wieder
    verfolgbar.

    Mit IPv6 **UND** Dezentralen Netzwerke wird trotz fester IP der Großteil des
    Datenschutzes und der Privatsphäre wiederhergestellt, da jeder sein eigenes
    „Soziales Netzwerk“ betreibt und die Zentralen Datenverwerter außen vor bleiben.

    Beides hat Vor- und Nachteile. Man muss sich nur Entscheiden. In diesem
    Fall würde ich jedoch eine Feste IP und mein eigenes Netzwerk vorziehen und damit den Datenverwerten jegliche Existenzberechtigung enziehen.

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