Visualisierung von Bewegungsdaten: re:publica goes postprivacy

Das WLAN auf der diesjährigen re:publica war, entgegen der Erfahrung der Vorjahre, sehr stabil und nutzbar. Das freute nicht nur die Konferenzbesucher sondern auch die Datenvisualisierungsexperten von OpenDataCity, die mit dem Projekt „re:log – Besucherstromanalyse per re:publica W-LAN“ eine tolle (anonymisierte) Visualisierung der Bewegungen der Konferenzteilnehmer (zumindest derer im WLAN) vorgelegt haben.

Aus dieser Datenanalyse lassen sich nicht nur die Qualität von Vorträgen ablesen (welche wurden z.B. schnell verlassen, welche waren sehr voll?) sondern auch die lokalen Hotspots der Konferenz ablesen: Wo standen Menschen zusammen? Wie bewegten sie sich?

Ganz entgegen der üblichen Panik bzgl. der Auswertung von Massendaten (Profiling) wird diese Form der Darstellung größtenteils positiv aufgenommen.

Jan Schnorrenberg stellt ironisch fest

https://twitter.com/spektrallinie/status/337929773139501056

Meine These dazu: Weil die Auswertung von Daten hier nicht mehr abstrakt und undefiniert stattfindet sondern die Ergebnisse (und der mit ihnen verbundene Mehrwert) direkt sichtbar und verständlich wird, wird die Anwendung nicht abgelehnt sondern als spannendes Informationsangebot aufgenommen.

Im nächsten Jahr will OpenDataCity sogar noch weiter gehen:

Gerne hätten wir an dieser Stelle die Möglichkeit angeboten, sich unter Angabe der Hardware-Adresse auf der Karte wiederfinden zu können. Da wir aber im Vorfeld der rp13 diese Verwendung nicht angekündigt haben, würde dies gegen geltende Datenschutzbestimmungen verstoßen.

Für das kommende Jahr sei also hiermit angekündigt, dass wir dann gerne vom „Aluhut-“ in den „Spackeria-Modus“ wechseln und einen solchen Lookup anbieten wollen.

Es wird spannend sein, zu sehen, wie viele Teilnehmer sich dieser erweiterten, personalisierten Auswertung öffnen werden.

Bis dahin haben wir hier ein wundervolles Beispiel für die Nutzung von Daten zum Erkenntnisgewinn und zur Kommunikation von Informationen.

Über tante

Sociotechnologist, writer and speaker working on tech and its social impact. Communist. Feminist. Antifascist. Luddite.
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7 Antworten zu Visualisierung von Bewegungsdaten: re:publica goes postprivacy

  1. jonas schreibt:

    äh, also ist die datenschutzkonforme datenerhebung jetzt post-privacy? oder wie?

    • tante schreibt:

      Die Datenerhebung ist ja deutlich umfangreicher als das Verarbeitete, ob das DS-kompatibel ist, wäre zu klären. Ist dabei aber, insbesondere wegen des Ausblicks, zu vernachlässigen.

  2. Ben schreibt:

    Um an Jan Schnorrenbergs Aussage anzuknüpfen: Will die Spackeria nicht mal zum aktuellen Schaar-Thema Stellung beziehen, z.B. die positiven Aspekte von Sozialen Netzwerken im Kampf gegen Sozialbetrüger herausstellen. Oder ist das Thema euch zu heiß?

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundesdatenschuetzer-gegen-Hartz-IV-Recherche-in-sozialen-Netzen-1869428.html

    • tante schreibt:

      Ich plane einen Artikel zu dem eigentlichen Thema schon länger, bin aber noch nicht dazu gekommen. Zu „heiß“ ist uns kein Thema.

  3. Pingback: Visualisierung von Bewegungsdaten auf der re:publica | Die wunderbare Welt von Isotopp

  4. Pingback: Datenvisualisierung vs. Vorratsdatenspeicherung | Die datenschutzkritische Spackeria

  5. Thomas Pranko schreibt:

    Was genau hat eine anonymisierte Auswertung mit Post-Privacy zu tun?

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